Vernetzung bringt Frieden – Rückblick auf die Kundgebung von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer

Von Angela Mahr

Viele Menschen sind für den Frieden und wissen, dass Waffen in einem Kriegsgebiet keinen Frieden bringen. Mehr als 770.000 Menschen haben das Manifest für Frieden1 von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer bereits unterschrieben. Die von den beiden Frauen initiierte Kundgebung brachten am 25. Februar 2023 circa 50.0002 Menschen auf die Straße, die öffentlich für ein Ende der Waffenlieferungen und für den Frieden gingen. Zu Wort kam auch US-amerikanische Ökonom Jeffrey Sachs, Direktor des UN Sustainable Development Solutions Network, der in einer Videobotschaft präzise und treffend auf die Mitverantwortung der USA am Ukrainekrieg einging3. Auch der Ex-Brigade-General Erich Vad, ehemaliger militärpolitischer Berater von Kanzlerin Angela Merkel, legte seine besonnene Analyse zum geopolitischen Zeitgeschehen dar.

Seit Wagenknecht sich offen zum Ukrainekrieg positioniert, wird sie dafür attackiert. Mit dem Aufruf zur Kundgebung für den Frieden nahmen die Angriffe auf sie zu und gipfelten in dem absurden Vorwurf, sie habe sich nicht ausreichen von Rechtsextremen abgegrenzt. Vor und nach der Kundgebung hagelte es in den konzernabhängigen Medien einen regelrechten Shitstorm aus sinnentleerten, dafür umso gehässigeren Schlagzeilen, um diese Verknüpfung im Lesergehirn zu festigen. Nimm bloß nicht teil, geh bloß nicht hin, halte dich fern, ist die psychologische Angstmache dahinter.

„Abgrenzung gegen rechts: Für Wagenknecht eine ‚Gespensterdebatte‘“ titelt4 der MDR, „Sahra Wagenknecht: Experte rechnet mit Linken-Ikone ab – ‚Erbärmlich‘“ hetzt Der Westen5 und nutzt die beliebte Methodik, sich bei der Hexenjagd eines darauf spezialisierten ‚Experten‘ zu bedienen. „Strack-Zimmermann wirft Wagenknecht und Schwarzer Verhöhnung der Opfer vor“ befeuert6 Die Welt die Spaltung. „Als Linke demonstriert man nicht mit Nazis“ so zitiert das ZDF Katja Kipping in Bezug auf Wagenknecht, eine Woche zuvor hieß es dort „Tausende bei umstrittener Demo – auch die AfD“. Propaganda funktioniert nicht, weil sie wahr ist, sondern weil sie wiederholt wird. „Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer: Kein bisschen Frieden“ meckert7 der Standard, „Antiamerikanismus von rechts und links: Der Kitt, der die Querfront zusammenhält“ ängstigt8 der Tagesspiegel den Leser, „Linkenspitze fehlt bei Wagenknecht-Aufruf ‚Abgrenzung nach rechts‘“ behauptet9 der Spiegel. „Friedenstauben, Querfront und „Baerbock weg!“10 titelt die FAZ.

Eine mangelnde Abgrenzung von Rechtsextremismus ist frei erfunden, aber das kümmert die Presse nicht. Ich selbst habe die Kundgebung als friedlich und sehr gelungen erlebt, nur das Wetter war stürmisch. Auf der Bühne sagte Wagenknecht:

„Seit wann ist der Ruf nach Frieden, der Ruf nach Diplomatie und Verhandlungen rechts, und Kriegsbesoffenheit ist dann wohl links?!“ fragt Sahra Wagenknecht. „Einige haben hier wohl völlig ihren politischen Kompass verloren! Und ich sage ja auch nochmal, in aller Deutlichkeit, nur um die alle abzuschrecken, die das schon wieder überall verbreiten wollen, weil es sich eigentlich von selbst versteht, aber ich sage es trotzdem nochmal: Selbstverständlich haben Neonazis und Reichsbürger, die in der Tradition von Regimen stehen, die für die schlimmsten Weltkriege der Menschheitsgeschichte Verantwortung tragen, auf unserer Friedenskundgebung nichts zu suchen. Das versteht sich aber wohl von selbst dachte ich! Aber genauso sage ich auch: Jeder, der ehrlichen Herzens mit uns für Frieden und für Verhandlungen demonstrieren will, ist hier willkommen“.11

Vernetzung ermöglicht das Aufbrechen von Filterblasen. Wenn unterschiedliche Persönlichkeiten gemeinsam auftreten, inspiriert es zu Begegnung und Kommunikation. Wer authentisch und mit wahrhaftiger Argumentation für den Frieden geht und zugleich große Reichweite hat, der trägt dazu bei, dass die wachsende Friedensbewegung sichtbar wird. Es gibt Kräfte, denen das nicht gefällt, aber ihre Diffamierungskampagnen verlieren zunehmend an Glaubwürdigkeit.

1https://www.change.org/p/manifest-f%C3%BCr-frieden

2https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/berlin-kundgebung-ukraine-krieg-brandenburger-tor-aufstand-fuer-frieden-mehr-als-50000-menschen-bei-alice-schwarzer-und-sahra-wagenknecht-li.321688

3https://youtu.be/1jmG5V-R6B4

4https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/wagenknecht-schwarzer-manifest-frieden-afd-100.html

5https://www.derwesten.de/politik/sahra-wagenknecht-linke-linkspartei-friedensdemo-partei-ausstieg-b-id300443874.html

6https://www.welt.de/politik/deutschland/article243971873/Demo-in-Berlin-Kritiker-werfen-Wagenknecht-und-Schwarzer-Taeter-Opfer-Umkehr-vor.html

7https://www.derstandard.de/story/2000144134679/sahra-wagenknecht-und-alice-schwarzer-kein-bisschen-frieden

8https://www.tagesspiegel.de/politik/antiamerikanismus-in-deutschland-der-kitt-der-die-querfront-zusammenhalt-9454361.html

9https://www.spiegel.de/politik/deutschland/linken-spitze-fehlt-bei-wagenknecht-aufruf-abgrenzung-nach-rechts-a-a20281c2-7c2b-480a-a586-8063c8b046c6

10https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/schwarzer-und-wagenknecht-demo-zieht-auch-rechtsextreme-an-18706625/sie-alle-lehnen-die-18706629.html

11https://youtu.be/XGOscIX3aFA 2:08